Sonntag, 26. Oktober 2008
War die Martinsgans eine glückliche, einst?
Oder sportlich? Ist sie jemals im Sommer über einen Hof gerannt, oder hat sie das Tageslicht nie gesehen, dafür aber mehrfach pro Tag den Schlauch für die Mästung?
Ist vielleicht ihre Leber ihr eigentlicher Zweck gewesen, und der Rest vom Tier liegt jetzt im Supermarkt aus, oder in der Gaststätte an Rotkohl auf einem Teller?

Manchmal weiß man es nicht, aber man sollte nie einen Happen Gans essen, ohne sich genau das zu fragen.
Über die Geschmacksfrage, ob eine 'Foie Gras' (= fette Leber) tatsächlich eine Delikatesse ist, kann man sich genau so wild streiten, wie über ein Schafsauge. Ich sage Nein, bin aber nicht der Maßstab.

Um solch eine Stopfleber zu produzieren, muss einer ganz gewaltig leiden, und das ist die Gans, die um diese Leber herum ihr Dasein fristet.
Ich zitiere die Tierschutzorganisation Vier Pfoten:

(...)"Den Tieren wird täglich zwei bis drei Mal ein 50 cm langes Rohr durch den Schlund direkt in den Magen eingeführt. Zwangsfütterung, bewusst herbeigeführte Erkrankung der inneren Organe und Käfighaltung stellen den Alltag von Stopfenten und Stopfgänsen dar. Am Ende der Mastzeit ist ihre Leber so groß, dass sie kaum atmen oder sich bewegen können."

Der Rest der Gans kommt in den Handel, und da kann man als Gansesser immerhin noch eine Entscheidung treffen, die der Foie Gras-Anhänger nicht hat, weil ohne stopfen keine Stopfleber. Aber eine glückliche Keule geht gerade noch so klar.
Auf dieser Seite sind die EWG-Nummern der Tierzucht vermerkt und erklärt. Jedes Tier hat eine Herkunftskennung, und die geht so:

(...) "Die EWG-Nummer besteht aus der Länderkennung (z.B. HU = Ungarn, F = Frankreich, BE = Belgien) und einer Betriebsnummer. Manchmal findet sich noch der Zusatz EG oder EWG, der anzeigt, dass das Produkt aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft stammt, oder ein Kürzel, das für das Bundesland steht, in dem es produziert wurde.

Sie finden die EWG-Nummer meist in der Nähe des Mindesthaltbarkeits- datums. Sie besteht aus einem Oval mit einer Buchstaben- und Zahlenfolge. Oben sehen Sie ein Beispiel für Fleisch aus Ungarn ("HU-129-EK"). HU bezeichnet das Land, aus dem das Fleisch stammt - in diesem Fall Ungarn. 129 steht für den Betrieb, hier Merian-Szervíz, einem Stopfleberproduzenten. EK steht für Kühl- oder Gefrierhäuser."


Ganz unten auf der Seite findet sich eine aktuelle (17. Oktober 2008) Informationsliste der Stopfleberindustrie. Im Groben gilt: Deutschland und Polen produziert weitestgehend gut, die Gänse und ihre Teile aus Frankreich und Ungarn sollte man großflächig meiden.

Eine Liste mit den Dingen, die man tun kann gibt es mit einem Klick nach hier.

Wer schon immer der Meinung war, das Stopfleber verboten werden sollte, und eine Mail an Verantwortliche schicken wollte, kann das mit einem einfachen Klich hier tun, und der Rest, der Foie Gras super findet, bekommt die Rechnung eventuell dank der bösen Fette direkt an die Veneninnenwände gepappt.

Allen ein friedliches Martinsfest.
Auch den Gänsen.
(Und den Enten natürlich auch.)