Montag, 19. Januar 2009
The biggest TV-Format.
Gestern hatte ich Dank dieses Hinweises einen 90-minütigen Einblick in
das Mutterformat des aktuell bei uns in Deutschland angelaufenen TV-Formats „The biggest Loser“, präsentiert vom Privtasender Pro7.

In den USA läuft mittlerweile die 7. Staffel, für die 8. wird schon gecastet, also gehe ich davon aus, dass das Thema dort ankommt.
Wie die Statistik für unsere deutsche Version aussieht, müsste ich wohl ebenfalls erst einmal bei Mr. Analyzer anfragen, ich für meinen Teil habe mich durch die ersten beiden Folgen ein wenig hindurch gequält. Zickereien und Befindlichkeiten unter den Kandidaten erinnerte mich ein wenig zu stark an Big Brother, etwas blutleer dazu die Trainer Wojtek Vetter und seine Kollegin Nele Sehrt. Sicher gute Trainer, aber mir fehlte an manchen Stellen einfach ein wenig der Biss. Ist wie beim Gemüse auch. Ich muss Appetit bekommen, Futterneid, ich möchte auch sofort in die Trainingsklamotte wollen beim bloßen Anblick von Geräten und/oder Natur. Das blieb fast komplett aus, und daher meine berechtigte Frage: In wie weit motiviert es Menschen, die mit Sport (noch) gar nichts angenehmes Verbinden?

Hier kann man sich immer die jeweils letzte Folge online bei Pro7 ansehen.

Zurück zum Mutterformat. Neugierig sah ich mir also gestern die Pilotsendung zur 7. Season des Senders NBC über diesen Umweg an, und siehe da: Schweiß, noch mehr Schweiß, und purzelnde Pfunde. Die Trainer Jillian Michaels („It’s my way or the door!“) und Bob Harper ("F*beep!") haben Biss und bringen die Kandidaten atsächlich an ihre Grenzen. Gut, kann man so oder so sehen. Es gibt sicher Leute, die sich daran reiben, wenn tatsächlich mal eine/r auf dem Laufband das Isogetränk von sich gibt. Kann aber passieren, stirbt keiner von. Mit ziemlicher Sicherheit stirbt man aber langsam wie sicher an einem Gewicht, wie es die Kandidaten der "schwersten" Staffel mit 3,5 Tonnen auf die Waage bringen. Von daher stehe ich da auf der Trainerseite und rufe auch eher „GO!“. Händchen halten und einen Waschlappen auflegen kann man nach dem Sprint.

Hier der Teaser für einen besseren Einblick:



Ich kann leider nicht mehr nachsehen, die Hulu’schen Tore sind wieder dicht und die Sendung auf diesem Kontinent wieder unerreichbar, aber was mir stark wie negativ auffiel und sehr gegen den Strich ging: Ich habe die amerikanischen Kandidaten nicht essen sehen. Kein einziges Mal in 90 Minuten. Ein glatter Punktabzug für die USA-Version also von mir aus. (Eben bei der Trailersuche auf youTube habe ich allerdings zumindest in Season 5 essende und kochende Kandidaten gesehen, wieso also nicht auch in der 7 Auflage?)
In Deutschland hingegen wird viel über die Ernährung der Kandidaten preisgegeben. Eine Ernährungsberaterin ist sichtbar, erklärt, und man sieht die Kandidaten essen. Fünf Mahlzeiten pro Tag. Auch über den Aufbau der einzelnen Mahlzeiten und die Portionsgrößen erfährt man als Zuschauer einiges, also dicker Punkt an die deutsche Variante von „The biggest Loser“.
Natürlich essen die amerikanischen Kandidaten auch, aber das will ich bitte sehen und mitbekommen. Auch für die Kinder, die das zu Hause nachmachen.
Ohne Essen keine Gewichtsabnahme, Basta.

Was mir bei den Amerikanern auch aufgefallen ist, ist die Wahl des „positiven Schocks“ in Verbindung mit der medizinischen Untersuchung. Ich bemerke auch in Deutschland eine gewisse BMI-Müdigkeit, eine knallrote Zahl aus dem oberen Grenzbereich erntet mittlerweile mehr
ein „weiß ich doch schon“ als ein „Okay, jetzt ändere ich das!“.
Das biologische Alter ist in den Staaten der nächste BMI. Da liefen bei einer knapp 50jährigen Mutter Tränen, deren biologisches Alter 67 besagte.
Nachvollziehbar. Dann werden die Kandidaten gescannt und durchleuchtet und ihre Bilder gegen die eines gesunden Körpers gestellt.
Die Person X sieht zB eine normale, gesunde Leber mit einem Durchmesser von ca. 18 cm. Und daneben die eigene, auf 29 cm angeschwollen.
Dann die Verfettung der inneren Organe. Kurz erklärt:
Wenn das Hautgewebe quasi keinen Platz mehr hat um Unterfettgewebe zu horten, sind die inneren Organe dran.
Das Fettgewebe legt sich um diese herum, und verschiebt und drückt. Am meisten Ärger macht dieses Desaster dann der Lunge, weil die am ehesten zurückgedrängt werden kann und Platz einbüßt. Der Mensch merkt dieses an seiner Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung.
Ich muss sagen, diese Bilder machen Eindruck auf die Menschen. Der „heilsame Schock“ landet genau dort, wo er soll und bewirkt ein Umdenken.
Pluspunkt also. Regt sicher auch die Köpfe der Zuschauer an.

Apropos Zuschauer. Schier endlos dauernde Wiegeszenen, Pathos und viel emotionaler Striptease bei den Amerikanern gegen ein eher blutleeres „So-ganz-trauen-wir-uns-noch-nicht“-Konzept hier im Deutschland. Ich empfehle, sich bei Interesse beides einmal anzusehen, und sich im besten Fall dazu motivieren zu lassen, den Fernsehapparat auszuschalten und sich selbst zu bewegen.
Das sind 90 Minuten, da kann man viel erreichen.

Bei Nebenwirkungen und Fragen stehe ich immer parat auf meiner frisch tapezierten Seite Gut essen!, oder hier in den Kommentaren.
Meinungen zu dieser Sendung oder generell zu solchen Sendeformaten würde ich übrigens sehr gerne in den Kommentaren lesen. Motivierend, oder abnervend? Ich bin gespannt.

Die Winterpause ist vorbei, lassen sie es stark angehen!

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