Dienstag, 9. Oktober 2012
Wir sprühns auf jehede Wand, neue Gastrokritiker braucht das Land!
Gut, Ina Deter sang sich mit dem Titel damals die Herren auch mehr so vom Leib weg, aber was die TAZ da am Wochenende gefordert hat, und warum, finde ich gar nicht mal so falsch.
Ich höre mehr als oft, "das Fleisch essen einfach ist". Warum? Nicht allein, weil man es sauber und blutfrei im Supermarkt kaufen kann, oft günstiger als gutes Gemüse. Auch weil viele, darunter auch meine Generation, eine Zusammenstellung der Mahlzeit eben um das Fleisch herum gelernt haben. "Was gibt es für Fleisch? Ah, Geflügel - okay, dazu dann eher Reis." So in etwa. Und genau wie man mindestens an genau diesem Punkt sein Denken ändern muss, möchte man Fleisch reduzieren oder ganz weg lassen, so muss eventuell auch mal die Denke von "gutem Essen" erneuert werden was die Kulinarik außer Haus und die Sterneküche angeht. Auszug:

(...)"Es muss also eine neue Generation an Gastrokritikern her, die ihre Geschmacksurteile nach völlig anderen – auch ethischen – Kriterien finden; die Abschied nehmen vom Lobpreisen der üblichen High-End-Gerichte wie Stopfleber und Kalbsnierchen. Die sich auch mit den Fragen der Ernährung der Zukunft beschäftigen. Kulinarische Intelligenz fürs 21. Jahrhundert: das wäre vor allem die Suche nach Alternativen, nach neuen Wegen in der kulinarischen Boheme. Die es ja durchaus schon gibt."

Persönlich ist mein Umdenken nicht auf den vermeintlichen Hauptbestandteil Fleisch gemünzt, sondern ich hänge teil- und sehr seltsamerweise am Ritual fest, die Vorbereitung des Fleisches als Beispiel (Lammhaxe marinieren, einreiben von Gewürzen), oder der Garprozeß (Braten auf offener Flamme, schmoren im Ofen, stündliches kümmern). Da habe ich für mich noch keine komplett griffige Alternative gefunden. Einen wabbeligen Tofu einzulegen und dem hinterher jegliche Flüssigkeit aus den Poren zu braten- irgendwie befriedigt das nicht die Höhlenfrau in mir. Aber ich arbeite dran. Aus ethischen Gründen. Wäre ein Steak aus irgendetwas, was nicht geschlachtet worden ist, ich hätte es täglich auf meinem Teller.

Ich vertraue schon lange mehr meiner digitalen Timeline bei Gastrotipps, und schließe mit dem schönen Satz, mit dem auch der Artikel endet, den man sich genau HIER komplett durchlesen kann.

"Foodblogger, an die Arbeit! Wir brauchen eine neue Gastrokritik!"